Blödmann
Nachtgezwitscher bahnt sich von Tisch zu Tisch einen Weg durch die Menge und bietet Getränke an. Dabei erläutert sie den ausländischen Gästen, dass sie Federweißen auf dem Tablett hat und erklärt, was das ist. Sie ist freundlich, weil sie mit den Gästen gerne zu tun hat, und denkt sich nichts weiter. An einem Tisch sitzen vier (nicht alkoholisierte) Herren ausländischer Herkunft. Als Nachtgezwitscher zuendegesprochen hat und sich zum Gehen abwenden möchte, fragt einer: "Darf ich?" Nachtgezwitscher harrt verwundert, weil sie nicht weiß, was er möchte. Da hebt er die Hand und streicht ihr langsam, fast zärtlich, eine rotblonde Strähne hinter das Ohr. Nachtgezwitscher ist völlig perplex und geht zum nächsten Tisch, zu überrumpelt, um zu reagieren. Zehn Minuten später fühlt Nachtgezwitscher sich unwohl und wird wütend. Sie fühlt, dass er mit großer Selbstverständlichkeit und vor aufmerksamem Publikum in ihre Privatsphäre eingedrungen ist. Sie wird nicht gerne von wildfremden Männern im Gesicht berührt. Da sie sich früher einmal geschworen hat, sich bei solchen Respektlosigkeiten zu wehren, bahnt sie sich ihren Weg zurück zum Tisch und legt sachlich ihre Meinung dar. Er entschuldigt sich, sagt auch, dass er noch nicht lange in Deutschland sei und deshalb nicht gewußt habe, dass er einen Fehler mache. Später ist Nachtgezwitscher ganz froh, nicht öfter kellnern zu müssen, und hat noch immer Wut im Bauch.
Nachtgezwitscher - 7. Okt, 23:08