Vergangenes

Dienstag, 11. August 2009

...

Weißt du noch vom blauen Fahrrad?
Vor wahrlich langen Zeiten
war auf den ersten Seiten
eines Romans in deiner Hand ein Fahrrad.

Du nahmst es auf, prompt wurde es
zu dem Protagonisten
quicklebendiger Geschichten.
Hab' gelacht, war berührt und behielt es.

Freitag, 30. Januar 2009

um beijo

Sommer 2007

Das Treffen in der Stadt war schön. Ich schlendere heim. Er möchte mich nach Hause begleiten, in Rio tut man das so. Leicht amüsiert und misstrauisch lasse ich ihn mitgehen, ich kenne ihn schon zu gut. Er hat schöne schwarze Augen, vor allem Humor, subtil und leicht. Hmmm, ich mag ihn. Vor der Haustüre ist er kaum abzuweisen, die einzige Lösung scheint, ihn mit sanfter Gewalt zur Bushaltestelle zu schieben. So denn, auf dem Weg protestiert er natürlich, heftig gestikulierend, er möchte nicht nach Hause. Die Sache macht mir Spass. Die Wartezeit für den Bus beträgt zehn Minuten. Mitten auf einer der Hauptverkehrsstraßen, auf der Verkehrsinsel, drückt er mich an das Metallgeländer der Bushaltestelle, und wir küssen uns. Mmmmmhhhh, er küsst guuuuut. Zehn Minuten später, es ist ein Uhr nachts, verfrachte ich den lamentierenden Brasilianer in den Bus und gehe zurück in meine Wohnung. Gewohnheitsmäßig schalte ich mein Laptop an für die letzten ruhigen Minuten des Abends. ICQ blinkt auf.
Ein Freund: „Sag mal, wen hast du denn da gerade mitten auf der Straße geküsst?“

Woher er das wußte? Er stand zufällig auf der gegenüberliegenden Straßenseite und hat uns zugeguckt. An diesem Tag habe ich gelernt, was es heißt, in einer Kleinstadt zu leben.

Sonntag, 4. Januar 2009

Zufall

Vor 1,5 Jahren: Ich kroch in meiner Wohnung herum, um das Kabel meines Festnetztelefons einzustecken. Das tat ich nur einmal im Monat ungefähr, wenn ich einen Freund in Spanien anrufen wollte. Sonst war immer der Stecker für die Internetverbindung des PCs drin. Also: Ich steckte den Stecker des Telefons ein und ... es läutete direkt. Erstaunen meinerseits. Meine Bekannten hatten doch alle meine neue Homezonenummer vom Handy. Ich nahm ab, und tatsächlich war es ein neuer Bekannter, der meine Nummer aus dem Telefonbuch hatte. Da steckte ich einmal im Monat für wenige Minuten den Stecker ein, und promt rief jemand an. Unglaublich.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Als ich klein war...

... wohnte ich bei meinen Eltern auf dem Dorf. Sobald ich aus der Schule kam, aufgegessen und die Hausaufgaben gemacht hatte, lief ich hinaus (das war, bevor mich das Bücherwurmdasein erwischte) und tobte mit den Nachbarskindern. Wir bauten Büdchen, die Mädchen stritten sich um den einzigen Jungen in heiratsfähigem Alter, wir aßen Haselnüsse, die frische Pfefferminze von der Böschung wurde für Pfefferminztee gepflückt, kleine Gärten angelegt, Schnecken dressiert. Ich trieb mich bei den Nachbarn herum, manche fand ich sehr freundlich, andere einschüchternd. Mein kleines Universum beschränkte sich auf den Weg von Haus A zu Haus B (dort gab es Bonbons!) zu Haus C (dort wohnte meine Kinderfrau). Die Nachbarn von Haus D hinter der Gartenmauer waren sehr geheimnisvoll. Selten erspähte ich die Gesichter. Dann zogen sie weg, mein Universum erwies sich als wandelbar.
Vor einer Woche ist die nette Frau aus Haus B gestorben. Sie war ebenfalls ein fester Teil des Universums. Komisches Gefühl, wenn immer mehr Kindheit nur noch in Erinnerungen existiert und sich die Spuren verwischen.
Wenn ich jetzt zurückschaue, erscheint es mir unglaublich, wie sehr sich mein Blickwinkel verändert hat. Bin ich noch derselbe Mensch? Meinem ruhigen Temperament nach zu urteilen sicherlich, aber der Rest? Wenn ich früher an mir herabgeschaut habe, habe ich etwas völlig anderes gesehen als jetzt. Verwunderlich, das...

Mittwoch, 10. September 2008

...

Vor einigen Monaten nahm ich mir vor, ich müsse mein Leben aufschreiben. So viel hab ich schon gesehen! So vieles gerät in Vergessenheit. Besonders auffällig ist das, wenn ich mir Fotos anschaue. Mit meiner Digicam, die ich seit Januar habe, habe ich so viel fotografiert. Viele viele Menschen, mit denen ich zu tun habe. Wenn ich mir die Bilder jetzt wieder anschaue, dann kommen mir viele dieser Personen, mit denen ich so gerne meine Zeit verbringe, sehr unwichtig vor. Kaum bin ich einige Wochen abgeschottet, durch Prüfung und Erkältung, engt sich der Kreis meiner regelmäßigen sozialen Kontakte rasant ein. Genauso schnell wird er sich wieder ausweiten, wenn ich wieder unterwegs bin. Das zu beobachten ist dennoch verwunderlich.
Jedenfalls habe ich mir eine Liste gemacht mit Themen, die ich erzählerisch abhandeln wollte. Bis heute nicht getan. Woher kommt denn dieser Widerwille, mich mit der Vergangenheit zu befassen? Wirklich komisch. Es ist, als hätte ich Angst davor. Angst davor, dass ich ein Mensch mit immer mehr Vergangenheit werde? Mir da auch mal Fehler eingestehen muss? Vielleicht ein Grund mehr, es zu tun.
Nachtrag: Und kaum gebe ich dieser Rubrik provokativ den Namen "Vergangenes", um mich selbst herauszufordern, fängt es an, im Herzen zu zwicken. Tatsächlich. Na dann aber weiter.

Sonntag, 24. Februar 2008

Unbezahlbarer Moment

April 2004. Mit einer Gruppe Studenten fahren wir nach Lüttich, auf einen Tagesausflug. Lüttich mag ich gern, die Stadt ist ein wenig verlottert, unperfekt, völlig lässig. Ich fühle mich wohl dort. Massen wuseln, wir bahnen uns unseren Weg. Natürlich können nicht alle zusammenbleiben, wir sind immerhin fünfzig. Mich haben Freundinnen begleitet, wir brechen weg, sehen gerade noch ein Grüppchen und schließen uns ihnen an. So laufen wir plötzlich mit einem russischen Pärchen durch die Stadt. Sie gehen beide so selbstverständlich miteinander um, dass ich mir sicher bin, sie gehören zusammen. Was für schöne Menschen Russen sein können. Der Mann packt ihr Wasserflaschen in den Rucksack, wirkt fürsorglich. Einige Zeit später verlieren wir sie wieder, der Tag schreitet fort. Als wir schon müde sind, trifft sich die gesamte Gruppe in einem Cybercafé. Seltsamer Ort, entfremdend, die Wände sind bemalt, die Räumlichkeiten zerhackt, Pflanzen in Dämmerlicht getaucht. Meine Freundinnen sind weg, Fremde um mich herum, leichte Unsicherheit. Dort ist er wieder, groß, braunhaarig, schön, mit einem rollenden R, und hängt lasziv auf seinem Stuhl. Er wirkt gelangweilt. Die Menschen um ihn herum scheinen ihn nicht wahrzunehmen. Sie reagieren nicht, ihre Gesichter sind leer und emotionslos. Trotzdem sprich er, ohne Zuhörerschaft, völlig selbstverständlich in den Raum hinein. Ich wundere mich. "Später, wenn ich aalt biiiin, dann möchte ich eine Iiinsel haben. Das ist mein Traum. Am liebsten möchte ich auf einer Insel wohnen. Ganz allein. Nur für mich." Unspektakulär, inmitten absurd uneinbezogener Menschen, seltsam einfach, seltsam faszinierend, und es ist um mich geschehen. Ich bin verliebt.

Tirliriiiiiiiii flürüt!

Alle möglichen Töne mit persönlicher Note

Sieh da, neuer Vogel im Revier!

Lieber Besucher, dieses Blog ist mir ein intimes Tagebuch. Zu lesen sind Anekdoten, aber auch Gedanken, die mich stark beschäftigen. Will sagen: Hier schreibe ich für mich. Gäste sind, wenn sie sich hier wohlfühlen, natürlich herzlich willkommen zu kommentieren und herumzustöbern.

Blick ins Wasser

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Da hast Du Recht! (Ich musste es allerdings mangels...
Finchen1976 - 11. Mär, 15:10
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Il faut rajouter de la vie aux années et non des années...
Nachtgezwitscher - 9. Mär, 21:35
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Being positive in a negative situation is not naive....
Nachtgezwitscher - 9. Jun, 23:04
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Dann musst Du umso bessere Stimmung haben. :-) Schön,...
Finchen1976 - 8. Nov, 08:47
Guter Rat ist wie Schnee:...
Guter Rat ist wie Schnee: Je leiser er fällt, desto...
Nachtgezwitscher - 6. Nov, 19:46
Wasser, das du nicht...
Wasser, das du nicht trinken kannst, sollst du weiterfließen...
Nachtgezwitscher - 6. Nov, 19:45

Pschschschsch... Lausch! (Nachhall des Tages)

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