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Die große rote Kerze brennt langsam aus, ist nur noch ein Schatten ihres alten tanzenden Selbst, als das sie mich die letzten Monate begleitet hat. Dennoch gewinne ich den Eindruck, viel Licht zu sehen, mehrfach gebrochen, reflektiert, ein gelblicher Schleier, intensiv geballt nur an wenigen Stellen. Die Flamme hat meinen Fingernagel leicht verbrannt. Hatte heute Abend Besuch von einem Bekannten, einem 50jährigen Philosophiestudenten, der unfreiwillig alles hinter sich lassen mußte, seine Familie, ein ganzes Leben, und der einen neuen Weg geht. Wie wach diese Augen sehen, wie scharf der Verstand, wie konzentriert auf das Wesentliche. Und wie ich hier sitze, fällt mir auf, dass ich mich in letzter Zeit immer öfter selbst belüge. Um nicht ständig sehen zu müssen, was weh tut. Wiederkommen tut es trotzdem, in meinen Träumen zum Beispiel. Und ganz schwer, wenn ich traurig werde. Ich besinne mich selten. Und wenn ich mich besinne, kommt diese Angst wieder, überfällt mich förmlich. Sich selbst finden. Kein Wunder, dass ich nicht zu mir selbst finden möchte, wenn ich vor mir selbst Angst habe. Damit leben... Irgendwie... Vielleicht finde ich den Weg.
Nachtgezwitscher - 16. Feb, 22:44