Karneval
Liebewonnene Tradition. Wird immer mit denselben Leuten, oft an denselben Orten verbracht. Als Basis dient mir während dieser Zeit das Haus der Eltern, es ist näher am Geschehen. Donnerstag, Freitag, Samstag... Ich beschließe, dieses Jahr am Sonntag eine Pause einzulegen. Da am Montag auch gefeiert werden soll, ist ein Tag Ruhe nötig. Lade eine Freundin ein, die mich besuchen kommt. Spazieren gehen, Kaminfeuer, Kakao trinken. Ein karnevalsloser Sonntag.
Schon beim Aufwachen schwant es mir. Ach heute geht in meinem Dorf ja der Zug! Hmmmm, Auto umparken, sonst kann ich meine Straße nicht verlassen, wenn ich die Freundin an der Bahn abholen möchte. Bei Umparken, und später im Beisein meines Gastes, dröhnen verschiedene Beschallungen in ungeahnten Dezibelstärken bis ins Haus "Un wenn et Trömmelche jeht, da ...!" Flucht ins Wohnzimmer, doch die andere Hausseite vibriert von "Die Karavane zieht weiter, der Sultan hat Durst, der Sultan hat Durst...". Nun gut, dann gehen wir halt spazieren. Zwei Straßen lang geht es gut, dann stoßen wir auf den Zug. Verkleidete Kinderchen, Bonbons... nein danke, keine Bonbons, genug Süßigkeiten dieses Jahr, mein Speckröllchen wachsen. In gemeinsamem Einverständnis stehen die Freundin und ich stoisch stumm am Straßenrand. Es passiert das, wovon ich als Kind nur zu träumen wagte: Wir stehen unter Beschuss, wiederholt prasseln harte Bonbons auf uns herab. Andere brüllen sich die Seele aus dem Leib "Kamelle, Kamelle!" und bekommen nichts. Meine Freundin schaut auf den Bonbonteppich zu ihren Füßen, hebt theatralisch die Hände zum Himmel und stöhnt: "Dabei haben wir noch nicht einmal eine Tüte!" Just in dem Augenblick springt ein kleines Mädchen, das sie unmöglich gehört haben kann, aus einer der defilierenden Gruppen heraus und wirft uns eine rote Stofftüte zu. Meine Freundin ist begeistert und versucht es gleich nochmal. Hände Richtung Himmel ausgestreckt: "Ich will Geld!" Funktioniert leider nicht. Wir sammeln, gegen die Gewohnheit kann man nichts, die Bonbons ein und gehen mit der prall gefüllten Tüte zurück zum Haus. Ansatzweise genervt inspizieren wir das Gefangene auf dem Wohnzimmertisch, wir wollten das doch beide nicht, was machen wir jetzt damit? Just in dem Augenblick geht die Türklingel. Vorsichtig öffne ich die Tür, wer das wohl... meine Nachbarin und ehemalige Kinderfrau: "Guck mal, ich dachte, so hast du auch welche!" Ein gehäufter Teller Bonbons. Ich gehe resigniert und gerührt zurück ins Wohnzimmer, meine Freundin krümmt sich vor Lachen. So ein Berg! Die werden alle diese Woche verschenkt.
Schon beim Aufwachen schwant es mir. Ach heute geht in meinem Dorf ja der Zug! Hmmmm, Auto umparken, sonst kann ich meine Straße nicht verlassen, wenn ich die Freundin an der Bahn abholen möchte. Bei Umparken, und später im Beisein meines Gastes, dröhnen verschiedene Beschallungen in ungeahnten Dezibelstärken bis ins Haus "Un wenn et Trömmelche jeht, da ...!" Flucht ins Wohnzimmer, doch die andere Hausseite vibriert von "Die Karavane zieht weiter, der Sultan hat Durst, der Sultan hat Durst...". Nun gut, dann gehen wir halt spazieren. Zwei Straßen lang geht es gut, dann stoßen wir auf den Zug. Verkleidete Kinderchen, Bonbons... nein danke, keine Bonbons, genug Süßigkeiten dieses Jahr, mein Speckröllchen wachsen. In gemeinsamem Einverständnis stehen die Freundin und ich stoisch stumm am Straßenrand. Es passiert das, wovon ich als Kind nur zu träumen wagte: Wir stehen unter Beschuss, wiederholt prasseln harte Bonbons auf uns herab. Andere brüllen sich die Seele aus dem Leib "Kamelle, Kamelle!" und bekommen nichts. Meine Freundin schaut auf den Bonbonteppich zu ihren Füßen, hebt theatralisch die Hände zum Himmel und stöhnt: "Dabei haben wir noch nicht einmal eine Tüte!" Just in dem Augenblick springt ein kleines Mädchen, das sie unmöglich gehört haben kann, aus einer der defilierenden Gruppen heraus und wirft uns eine rote Stofftüte zu. Meine Freundin ist begeistert und versucht es gleich nochmal. Hände Richtung Himmel ausgestreckt: "Ich will Geld!" Funktioniert leider nicht. Wir sammeln, gegen die Gewohnheit kann man nichts, die Bonbons ein und gehen mit der prall gefüllten Tüte zurück zum Haus. Ansatzweise genervt inspizieren wir das Gefangene auf dem Wohnzimmertisch, wir wollten das doch beide nicht, was machen wir jetzt damit? Just in dem Augenblick geht die Türklingel. Vorsichtig öffne ich die Tür, wer das wohl... meine Nachbarin und ehemalige Kinderfrau: "Guck mal, ich dachte, so hast du auch welche!" Ein gehäufter Teller Bonbons. Ich gehe resigniert und gerührt zurück ins Wohnzimmer, meine Freundin krümmt sich vor Lachen. So ein Berg! Die werden alle diese Woche verschenkt.
Nachtgezwitscher - 23. Feb, 22:31