Eine kleine Abendmelancholie. Langsame Gesänge. Menschen gehen weg. Ich werde älter. Die letzten Wochen waren so schnelllebig und euphorisch, dass ich mich wieder einpendeln muss. Diese melancholische Ruhe tut gut.
Nachtgezwitscher - 10. Mär, 23:11
Nach dem Lernen ging ich, einfach um zu gehen, durch die Stadt. Viel Zeit in geschlossenen Räumen verbracht, mit nicht immer interessanten Texten. Zügige Schritte durch eine kleine Gasse, und ich stand vor unserem historischen Rathaus. Wunderschön. Ich blieb stehen, und plötzlich wurde ich ruhig. Es war still nach dem Regen, wenige Menschen gingen umher, und ganz deutlich hörte man eine einzelne Amsel. Sie saß in dem zentralen Baum des Marktplatzes, auf dem höchsten Ast der kahlen Krone, und zwitscherte zu den Menschen hinunter. Sie sang eine ganze Weile, ich hörte zu, und als ich weiterging, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen.
Nachtgezwitscher - 10. Mär, 22:28
Ein paar Leute sitzen mit mir in einem Raum. Ich unterhalte mich mit einem jungen Mann, mit dem ich bisher erst wenige Worte gewechselt hatte. Im Laufe der Unterhaltung muss ich mir immer mühsamer das Lachen verkneifen: Er hat ein weißes Pflaster mitten auf der Nasenspitze. Um einem peinlichen Kichern vorzubeugen, entscheide ich mich zum Verbalisieren:
"Da hast du dich aber zielsicher verletzt."
Er: "Ach nee, ich hab mich nicht verletzt. Ich lerne nur gerade, und da mache ich immer den.[Er reibt sich an der Nase.] Jeder hat doch sowas, wenn er lernt. Nur, irgendwann sieht man das halt."
Die Vorstellung von der roten Nase belustigt mich noch mehr.
"Na, dann ist das wenigstens ein Zeichen dafür, dass du viel lernst."
Meine Freundin verschanzt sich grinsend hinter ihrem Bildschirm.
Nachtgezwitscher - 10. Mär, 22:14