Verschleierung
Unterhaltung mit einem Bekannten, der in den einen Teil seiner Jugend in den Vereinigten Arabischen Emiraten verbracht hat und ein 50/50 Produkt der arabischen und deutschen Kultur ist. Er ist sehr reflektiert und es ist faszinierend, ihm beim Analysieren der Kulturen zuzuhören. Zumal mir arabische Kulturen sehr fremd sind. Und ich erzähle ihm, dass ich mit Schleiern eigentlich kein Problem habe, nur mit den Burkas, die bei uns durch die Stadt laufen. Teppiche, sagen meine Freunde. Daraufhin entgegnet er mir, dass das für ihn kein Problem sei, da er die Burka und Verschleierung lange als kulturelle Normalität kennengelernt habe. Historisch sei weite bedeckende Kleidung bei einem Leben in der Wüste durchaus sinnvoll, und man sei darunter gut temperiert. Relegiös belegt wurde das erst später. Und plötzlich wird mir klar, dass ich zum Teil meiner kulturellen Bagage auf den Leim gegangen bin. Hier wird Totalverschleierung bzw. Verbergen von Kindesbeinen an negativ konnotiert: Gespenster, Darth Vader, was auch immer, alles gefährlich. Offenheit ist positiv und flößt Vertrauen ein. Und kaum ist mir das bewußt, nehmen die negativen Emotionen ab, wenn ich an Burkas denke. Das Gefühl der Bedrohung ist weg. Manchmal stecken sicher auch muntere und lebenslustig Frauen darunter. Kompliziert, das alles.
Nachtgezwitscher - 20. Mai, 22:35