Empathie
Lange dachte ich, ich besäße keine Empathie. Vielleicht hatte ich zuviel über "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" nachgedacht und generell viel zu sehr überlegt, was ich fühlen zu sollen glaubte, anstatt dem Aufmerksamkeit zu widmen, was ich tatsächlich fühlte. So kam ich mir in manchen Situationen, in denen ich meinte, ein normaler Mensch müsse bestimmte Gefühle entwickeln, stumpf und gefühlskalt vor. Umso schöner ist es zu bemerken, dass ich bei Menschen, die mir richtig wichtig sind, wirklich Empathie habe. Letzten Sommer wunderte ich mich über Bauchschmerzen, als ich nach einem Krankenhausbesuch bei einer Freundin nach Hause ging. Nach ein paar Minuten kam ich darauf, dass mich der Besuch emotional stark belastet hatte, weil es ihr so schlecht ging. Und nach ein wenig Rätseln habe ich in letzter Zeit auch die Ursache von komischen Stimmungsschwankungen bei mir entdeckt. Oft ging es dann nämlich den Freunden, die ich gerade sah, nicht gut. Das übertrug sich stark auf mich. Passiert nur bei wenigen Auserwählten, aber es passiert, und das ist so schön! Ist zwar belastend, aber es zeigt mir, dass ich Menschen nahe stehe und sie lieb habe. Komisch, wie wenig Zuneigung rational zu erklären ist.
Nachtgezwitscher - 28. Mär, 23:39
Nachtgezwitscher - 18. Apr, 00:11
Das Verb 'liebe' im Gebot "Liebe deinen nächsten wie dich selbst" ist übrigens sehr frei übersetzt worden. Das ursprüngliche hebräische Wort hat auch die Bedeutung 'wertschätzen', die ich in dem Zusammenhang viel zutreffender und einleuchtend fände. Das erzählte mir kürzlich ein Freund.