Verschleierung
Unterhaltung mit einem Bekannten, der in den einen Teil seiner Jugend in den Vereinigten Arabischen Emiraten verbracht hat und ein 50/50 Produkt der arabischen und deutschen Kultur ist. Er ist sehr reflektiert und es ist faszinierend, ihm beim Analysieren der Kulturen zuzuhören. Zumal mir arabische Kulturen sehr fremd sind. Und ich erzähle ihm, dass ich mit Schleiern eigentlich kein Problem habe, nur mit den Burkas, die bei uns durch die Stadt laufen. Teppiche, sagen meine Freunde. Daraufhin entgegnet er mir, dass das für ihn kein Problem sei, da er die Burka und Verschleierung lange als kulturelle Normalität kennengelernt habe. Historisch sei weite bedeckende Kleidung bei einem Leben in der Wüste durchaus sinnvoll, und man sei darunter gut temperiert. Relegiös belegt wurde das erst später. Und plötzlich wird mir klar, dass ich zum Teil meiner kulturellen Bagage auf den Leim gegangen bin. Hier wird Totalverschleierung bzw. Verbergen von Kindesbeinen an negativ konnotiert: Gespenster, Darth Vader, was auch immer, alles gefährlich. Offenheit ist positiv und flößt Vertrauen ein. Und kaum ist mir das bewußt, nehmen die negativen Emotionen ab, wenn ich an Burkas denke. Das Gefühl der Bedrohung ist weg. Manchmal stecken sicher auch muntere und lebenslustig Frauen darunter. Kompliziert, das alles.
Nachtgezwitscher - 20. Mai, 22:35
deprifrei-leben - 21. Mai, 16:43
Allerdings passt eine Vollbeschleierung nicht in unsere Kultur, ich habe auch Zweifel, ob das Kopftuch in unser Land reinpasst. Leider passen sich umgekehrt die Muslime nicht unseren Gepflogenheiten an, ich verlange ja nicht das muslimische religiöse Frauen bauchfrei und sexy rumrennen.
FrauHausH - 21. Mai, 18:25
@Nachtgezwitscher: Solche Momente, in denen man das eigene, als etwas Ureigenes erkennt, sind wunderbar.
Und sehr wertvoll! Ich glaube, wir brauchen oft andere Menschen, damit wir uns selbst besser erkennen können. Deine Geschichte ist ein sehr schönes Beispiel dafür!
@deprifre-leben: Es sollte jedem Menschen in diesem Land freigestellt sein, zu tragen, was er tragen möchte.
Und seine Religion zu leben.
Alles andere wäre ein bedauernswerter Rückschritt in eine Zeit, in der auch Du als "Depressiver" wahrscheinlich echt schlechte Karten gehabt hättest... Kulturelle Unterschiede können trennend wirken, das stimmt. Aber indem man die Aufgabe der Kultur fordert, vergrössert man den Graben nur zunehmend. Es geht darum, zu versuchen zu verstehen. Und die Kluft so nach und nach kleiner zu machen. Parolen wie Deine, vergrößern sie nur.
Und sehr wertvoll! Ich glaube, wir brauchen oft andere Menschen, damit wir uns selbst besser erkennen können. Deine Geschichte ist ein sehr schönes Beispiel dafür!
@deprifre-leben: Es sollte jedem Menschen in diesem Land freigestellt sein, zu tragen, was er tragen möchte.
Und seine Religion zu leben.
Alles andere wäre ein bedauernswerter Rückschritt in eine Zeit, in der auch Du als "Depressiver" wahrscheinlich echt schlechte Karten gehabt hättest... Kulturelle Unterschiede können trennend wirken, das stimmt. Aber indem man die Aufgabe der Kultur fordert, vergrössert man den Graben nur zunehmend. Es geht darum, zu versuchen zu verstehen. Und die Kluft so nach und nach kleiner zu machen. Parolen wie Deine, vergrößern sie nur.
deprifrei-leben - 22. Mai, 14:43
Davon abgesehen, als Depressiver bin ich immer noch schlecht gestellt, wenig Verständnis, viel Unwissen und Arroganz.
Gut als Depressiver verhungere ich heutzutage nicht, da es soziale Sicherungssysteme gibt, die sies verhindern, dies ist ein Fortschritt.
Ich habe bei Vollbeschleierungen Beklemmungen, genauso wie ich die auch hätte, wenn linke oder rechte Autonome ihr Gesicht verbergen.
Ein offenes Gesicht zeigt mir Friedfertigkeit.
Gut als Depressiver verhungere ich heutzutage nicht, da es soziale Sicherungssysteme gibt, die sies verhindern, dies ist ein Fortschritt.
Ich habe bei Vollbeschleierungen Beklemmungen, genauso wie ich die auch hätte, wenn linke oder rechte Autonome ihr Gesicht verbergen.
Ein offenes Gesicht zeigt mir Friedfertigkeit.
momoseven - 24. Mai, 15:30
Ich muss ehrlich sagen,
daß ich bei manch unverschleiertem Gesicht, daß ich auf der Strasse oder in der Glotze sehe, auch Beklemmungen kriege. Da ist vielleicht kein Schleier drüber, aber Masken, aufgeschminkt, aufgesetztes Lächeln, das nie bis zu den Augen reicht. Und in vielen Gesichtern verkniffene Agression, in Falten eingegrabener Schmerz, kalte Augen, schon bei sehr jungen Menschen. Eine Art europäischer Schleier. Keep smiling, aber dahinter brodelt Hass.
deprifrei-leben - 25. Mai, 14:35
Aber diesen Hass erkennst du, den Hass hinter dem Schleier kannst du schwerer erkennen, da der Schleier den versteckt.
momoseven - 25. Mai, 14:50
Wovor fürchtest Du Dich?
Glaubst Du wirklich, daß Dir eine verschleierte Frau gefährlich werden könnte? Oder, ob das mehr Hass wäre, als in manchen Männergesichtern (die ja nicht verschleiert sind)?
Hast Du soviel mit verschleierten Frauen zu tun, daß Du sie nicht einschätzen kannst, und das Probleme macht?
Ich verstehe Dein Argument nicht wirklich.
Hast Du soviel mit verschleierten Frauen zu tun, daß Du sie nicht einschätzen kannst, und das Probleme macht?
Ich verstehe Dein Argument nicht wirklich.
Ich finde eine Burka sehr negativ, das Gesicht wird nicht gezeigt, damit kein Mann sexuelle Gefühle entwickeln kann. Die Frau wird als lotterhaftes Wesen angesehen, die vor den gierigen Blicken der Männerwelt verborgen werden muss.
Nur weil etwas in so einem arabischen Land als normal angesehen wird, ist es trotzdem nicht richtig, sonst würde die Leibeigenschaft noch heute in Deutschland existieren.
Ich will meinen Gegenüber ins Gesicht sehen können, um ihn einschätzen zu können, eine Gesichtsverhüllung nimmt mir die Möglichkeit.
Burkas hinterlassen bei mir ein mulmiges Gefühl, je mehr Vollbeschleierung ich sehe, desto näher ist der Tag der ersten terroristischen Attacken auf Deutschland.
Und dass ich Verschleierungen nicht mehr als bedrohlich empfinde heißt nicht, dass ich eine solche tragen will. Ich gehöre einem anderen Kulturkreis an und fühle mich in meiner eigenen Kleidung wohl.
Ich glaube, Schleier und Burka stellen, neben der kulturellen und religiösen Vorgabe, wirklich auch einen Schutz für die Frauen dar. Nicht daß ich das unbedingt gutheisse, aber sehr viele Frauen WOLLEN ihren Schleier nicht ablegen. Und das ist zum Schutz gegen die gierigen Männer, die, sobald sie ein Stückchen Haut sehen, sofort nur an das EINE denken. Und wenn jetzt so eine Frau in der unsrigen Kulturkreis kommt, um wieviel schlimmer muss sie sich fühlen, wenn sie überall halbnackte Mädchen auf den Strassen sieht, vor allem im Sommer. Als ich 5 Monate durch Indien reiste, habe ich meinen Kopf oft verschleiert, und fühlte mich dadurch irgendwie geschützter, sicherer, und ich wurde auch immer respektvoll behandelt, während andere alleinreisende Frauen, die in knappen T-Shirts und engen Hosen unterwegs waren ständig angemacht wurden.
Was ich damit sagen will, ist, daß die Schleier und Burkas auch einen Schutz darstellen, den man diesen Frauen, die das ihr Leben lang gewöhnt sind, nicht einfach so wegnehmen kann, vielmehr sollte man versuchen, das genauso zu respektieren, auch wenn es einem selbst fremd und vielleicht bedrohlich erscheint.
@Nachtgezwitscher:
Ich finde Deine Fische echt toll. Hab sie schon ordentlich gefüttert. Ich hoffe, sie platzen nicht irgendwann, das macht nämlich echt Spass :-)