Montag, 31. August 2009

Fragezeichen

Es gibt so vieles, worüber ich mir nie explizit Gedanken gemacht habe. So zum Beispiel:
Wieviele Regeln braucht die Gesellschaft?
Aus konkretem Anlass, denn ich habe mich in den letzten Monaten sowohl mit einem sehr linken als auch mit einem ziemlich konservativen Menschen angefreundet. So zum Beispiel, wenn in einem Fußballstadion in Essen zwei Frauenmannschaften aufeinander losgehen, ist das...
... unschön, weil gewalttätig.
... lustig, weil es Frauenmannschaften sind. Bei Fußballspielen sind sowieso alle besoffen, und Prügeleien sind da völlig normal.
Intuitiv tendiere ich zu letzterer Meinung, ich muß auch grinsen. Der konservative Mensch, mit dem ich zu tun habe, denkt viel im weiteren gesellschaftlichen Kontext, ist auch kulturell orientalisch geprägt. Eine völlig neue Denkweise für mich. Und, obwohl anders als meine, ist sie für mich doch schlüssig.
Wenn man davon ausgeht, dass Gewalt unschön ist, geht man davon aus, dass sie keine Naturzustand ist. Bisher war ich davon ausgegangen, dass Gewalt ein Teil des Menschen ist, den er auslebt. Wie Wut. Wenn man natürlich denkt, Gewalt ließe sich theoretisch aberziehen und vermeiden, dann wird es komplizierter, und plötzlich sprießen überall Regeln aus dem Boden. Jetzt gerade habe ich keine Zeit, weiter nachzudenken. Und dann die Frage, ob man seinen Mitmenschen gegenüber eine Verantwortung hat, und wieviel. Ich glaube, das sind alles Fragen, die unsere Gesellschaft für sich aber auch nicht ganz gelöst hat.
Werde weiter nachdenken.

Ach ja, und mit hinein spielt auch noch: Armee...
... striktes Nein.
... positive Einstellung, positives Erleben des Wehrdienstes.
Himmelepiep, ich tendiere sowas von zum Ersten. Kriege sind so unberechenbare und unmenschliche Gewaltausbrüche. Dabei braucht jedes Land doch eine Armee. Als (lustig gemeinten) Kommentar bekam ich dann von meiner konservativen Bekanntschaft folgendes Bild.
doof
Lustig, wirkt aber irgendwie unreflektiert. Bei dem Thema haben bei mir tatsächlich die Emotionen die Oberhand.
momoseven - 31. Aug, 23:27

Wirklich interessantes Thema

mit dem ich mich auch schon oft beschäftigt habe.
Ich denke, jeder Mensch hat dieses agressive Potential in sich. Das kann, in die richtige Richtung gelenkt, eine gute Kraftquelle sein, oder eben auch der Ursprung für Gewalt.
Stell Dir z.B eine Welt ohne Fussball vor, wohin würden all die Agressionen gehen, wenn sie sich nicht dort ausbrüllen und aufregen könnten?
Eine Welt ohne Krieg würde erst möglich, wenn die Menschen (vor allem die Männer, sag ich jetzt mal provokativ) lernen würden, ihre agressive Lebenskraft für einen positiven Zweck einzusetzen. Auch Frauen haben Agressionen, sie werden aber eher dazu erzogen, sie gegen sich selbst zu wenden, denn sie erschaffen das Leben, und das bindet sie irgendwo, wenngleich es natürlich auch Ausnahmen gibt.
Ich habe auch einige Orientalen kennen gelernt, und weiss, daß es der Koran vorschreibt, allen anderen Menschen gegenüber eine Verantwortung zu übernehmen, und ich habe das auch selbst erlebt. Für uns Westler sieht das oft wie Einmischen und Eindringen in die Privatsphäre aus, aber es ist eher sowas wie ein religiöse Pflicht, wie aktiv ausgeführte Nächstenliebe. Das KANN manchmal recht penetrant rüberkommen, aber auch ganz wunderbar sein.

Huh, da hast Du mich selbst zum Nachdenken gebracht.
hoffe, ich habe hier nicht zu sehr rumgetextet, floss gerade so aus der Tastatur, könnte stundenlang weiter über dieses Thema sinnieren. denn WUT ist gerade auch mein Hauptthema.

Liebe Grüsse, liebes Nachtgezwitscher!!!!!!!

Nachtgezwitscher - 2. Sep, 20:07

Jeder Mensch hat das aggressive Potential in sich... Wenn ich versuche, meine Aggressionen zu analysieren, dann steht dahinter meinst anderes. Angst, Schmerz, Unausgeglichenheit. Sind Aggressionen dann nicht so eine Art Sekundärgefühl, das man theoretisch auch umgehen oder zumindest sehr bewußt handhaben kann?
momoseven - 2. Sep, 23:31

Ehrlichgesagt,

da bin ich wahrscheinlich die Falsche für eine schlüssige Antwort. Bei mir ist das Thema Aggression ein grosser Teil meiner psychischen Probleme, weil ich nie richtig gelernt habe, sie in einer "gesunden" Weise ausdrücken zu können. Mit gesund meine ich, Wut zu spüren, und sie in irgendeiner halbwegs akzeptablen Form rauszulassen. Und auch, mit der Wut anderer umzugehen. Ich glaube, wenn man gelegentlich mal "gesund" wütend sein darf, baut man innerlich kein so grosses aggressives Potential auf, daß es jemand anderem schaden könnte.
Es ist wie Luft ablassen, Dampf, Überdruck. Etwas, was man eigentlich zum Jagen braucht, wie unsere frühesten Vorfahren, für die die Evolution wohl dieses Potential entwickelt hatte, und zu ihrer Verteidigung. In einer schizophrenen Gesellschaft wie der unseren, in der wir Gewalt in übelster Form in jedem Fernsehprogramm sehen können, wo aber Wutausbrüche eigentlich tabuisiert sind, wundert es mich nicht, daß dieses Thema so schwierig geworden ist.
Das Thema verzweigt sich für mich ohne Ende, für mich persönlich gerade sehr aktuell, aber auch nicht wirklich erleuchtet.

Liebste Grüsse, liebes Nachtgezwitscher
creature - 2. Sep, 17:16

diese frage ist einfach zu beantworten;
willst du (ich) das dich jemand verletzt oder in deinen persönlichen bereich eindringt?
ich nicht, darum lehne ich gewalt ab!
was anderes ist die selbstverteidigung, da bleibt einem nichts anderes übrig als sich angemessen zu wehren.

Nachtgezwitscher - 2. Sep, 20:03

Ersteres ist genau einer der Sätze, denen ich bedingungslos zustimme.
Und zweiteres... Hm ja. Und um sich angemessen verteidigen zu können, braucht man eine Armee. ABER ich mag sie trotzdem nicht. Grummel grummel.

Tirliriiiiiiiii flürüt!

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