Samstag, 27. September 2008

Gedanke

Ich glaube, viele Probleme der westlichen Gesellschaft rühren daher, dass wir sehr an die Vernunft glauben und darüber die Natur des Menschen vergessen. Gestern erfuhr ich völlig verblüfft, dass ein deutscher Bekannter, den ich für sehr aufgeklärt hielt, über die Kleidungsweise deutscher Frauen dieselbe Auffassung vertritt wie mein indischer Gesprächspartner. Aus männlicher Sicht nur verständlich, dass man sich gerne Rundungen anschaut. Natürlich kenne ich auch Männer, denen es egal ist, wenn Frauen Schlabberjeans tragen. Trotzdem wälzt sich seitdem in meinem Kopf der Gedanke, ob die feministische Bewegung mit ihren Versuchen, die Gesellschaft weitgehend zu entsexualisieren, eine völlig unrealistische Unternehmung war (???? ja/nein ja/nein). Na gut, vielleicht muss man unrealistisches anpeilen, um überhaupt realistisches zu erreichen. Libido und Geist sind interessant konkurrierende Elemente des menschlichen Daseins. Was für ein uferloses Thema...
PS: Wenn das so ein grundlegendes und allumfassendes Thema ist, Nachtgezwitscher, dann bist du darauf aber früh gekommen *kopfschüttel*.
momoseven - 27. Sep, 12:18

Das ist

wirklich ein interessantes Thema, über das ich auch immer wieder grüble. Ich glaube, Sexualität und Leidenschaft sind schon immer die am meisten treibenden Kräfte zwischen den Menschen gewesen, doch all die anderen geschlechtsspezifischen Qualitäten, vor allem die der Frauen, sind von den herrschenden Patriarchaten im Laufe der Jahrtausende versklavt, auf Scheiterhaufen verbrannt, in Korsetts verschnürt, und unter Schleiern versteckt worden, Frauen sollen schön aussehen, aber niemals weise sein, und da ist die bedauernstwerte Trennung von Libido und Geist, und die Schlabberkleidung der Feministinnen ist sicher der, oft falsch verstandene Versuch, diese anderen weiblichen Qualitäten wieder hervorzuheben.
Ich als alte Taoistin glaube, Libido und Geist sollten genauso wenig getrennt sein, wie z.B. Wissenschaft und Philosophie, aber gesellschaftlich ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Matriarchate sind untergegangen, weil sie nichts erzwingen wollten, und sind schliesslich vom Patriarchat, welches sich durch Zwang erhält, überwunden worden.
Was jetzt geschieht, ist, daß die Frauen langsam merken, daß sie Schön UND weise sein können, und so klug, und damit mit der Zeit an den Grundfesten des Patriarchats rütteln, aber nicht mit Gewalt, sondern durch die Vermischung und Vereinigung ihrer weiblichen Qualitäten, durch charmantes Unterminieren.
Hui, wirklich ein uferloses, aber sooooooo interessantes Thema, da kann man immer wieder mal dran weiterspinnen.
Hat mir meinen samstaglichen, spätmorgendlichen Frühstückstee versüsst.
Vielen Dank dafür, Mone

deprifrei-leben - 27. Sep, 13:20

Wer nur nach der Vernumft handeln würde, der würde im Leben nur scheitern. Wer nur sich von Gefühlen treiben lässt, muss auch scheitern. Vernumft und Gefühl sollten 50/50 verhanden sein und sich gegenseitig befruchten und ergänzen.
Ps. Deine Emailadresse finde ich net mehr, wäre nett, wenn du mich noch mal anschreiben könntest.

Nielsson - 27. Sep, 20:28

Der Satz dass wir sehr an die Vernunft glauben und darüber die Natur des Menschen vergessen. klingt (literarisch) schön, aber ganz verstanden habe ich ihn nicht: Was meinst du mit die Natur des Menschen vergessen?

Wenn man sich dieses Thema über die letzten 20 oder 20.000 oder 100.000 Jahre (oder 200 Millionen) anschaut, so muss man feststellen, dass die heutige Vernunft eine sehr, sehr moderne "Erfindung" ist.

Tirliriiiiiiiii flürüt!

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