Samstag, 4. Oktober 2008

Kalt - Temperaturprobleme

Ich hab nicht geheizt. Aber das ist es nicht. Seelisch ist mir, als hätte ich eine dünne Eiskruste ums Herz. Sie tut weh und isoliert. Gesellschaft hilft, ja, aber nach Gesellschaft ist mir nicht. Obwohl ich mich so einsam fühle, dass es schmerzt. Völlig paradox. Meine Wahrnehmung ist geprägt von einem mentalen Röhrenblick, Wärme wird vermindert wahrgenommen, Freude anderer auch. Obwohl es sie gibt. Ich esse weniger und ignoriere mein Hungergefühl, das ist untypisch. Verbalisieren tut ganz gut. Wenn ich diesen Text wieder lesen werde, werde ich ihn nicht mögen. Wird in der Kategorie 'Schreiben und sofort zerknüllen und wegwerfen' landen. Ein Freund, mit dem ich heute stundenlang spazieren war, sagte mir: "Wenn man anfängt, vor allem Angst zu haben, dann hat man es schwer. Außerdem bringt es gar nichts." Den Gedanken würde ich gern verinnerlichen, in manchen Phasen wird er da drinnen aber nicht rezipiert. Ich seh schon, heute Nacht schlafe ich mit einem Kuscheltier. Wenn ich mich hier ein wenig ausgeheult habe, wird es hoffentlich besser gehen. Werde die Heizung anmachen, eine kuscheligen Film gucken. Seltsamer Weise weine ich in solchen Situationen fast nie. Dabei wäre das so naheliegend. Manchmal braucht die Eiskruste Wochen, bevor sie schmilzt, manchmal ist sie schneller weg. Das hängt von den äußeren Umständen ab. Wenn ich mich sehr geliebt fühle, dann kommt sie garnicht. Warum kommt die Eiskruste jetzt? Bald muss ich eine Umgebung verlassen, die ich während der vielen Jahre, die ich dort verbracht habe, langsam liebgewonnen habe. In der ich lange gelebt habe. Bin also dabei, heute mit einer Portion Selbstmitleid, die Wurzeln langsam wieder aus dem angestammten Boden herauszuziehen. Habe fast jedes Steinchen und viele Bodenbewohner sehr liebgewonnen. Neue Böden bieten neue Möglichkeiten. Manchmal sehe ich das so, manchmal nicht. Bis es endgültig soweit ist, dauert es noch einige Monate. Aber mir ist schonmal richtig kalt, vorfühlend, sozusagen.
Nielsson - 4. Okt, 20:49

Diesen "Till-Eulenspiegel-Effekt" kenne ich leider: Man ärgert (oder fürchtet) sich schonmal einige Monate vorher drüber.
Über andere Sachen, die eigentlich gut sind, freut man sich hingegen nur wenig Minuten...

Diese Eiskruste habe jetzt schon seit einigen Jahren.

Nachtgezwitscher - 4. Okt, 21:16

Hm, ein Dauerzustand ist das bei mir zu Glück nicht. Die Phasen dauern bei mir nur mal länger und mal weniger lang. Geht die Eiskruste bei dir denn mal weg?
Nielsson - 5. Okt, 15:34

Es ist eher ein Raureifüberzug, denn eine Kruste. Der lässt sich oft ganz gut ignorieren, aber weg ist er nie.
momoseven - 4. Okt, 21:22

Oh je,

ich kenne das auch, dieses Vorfühlen, die Empfindung eines Verlustes, der erst in der Zukunft stattfinden wird. Wenn ich darüber rede, halten mich die meisten Leute für bescheuert, sagen: Wieso machst Du Dir denn jetzt schon Gedanken... Ich glaube aber inzwischen, daß dieses Vorfühlen nicht ungesund ist, sondern eine Übung, ein sich-langsam-Drangewöhnen, an etwas, was, würde es uns unvorbereitet treffen, wahrscheinlich umhauen würde.
Abschiede muss man sorgfältig begehen, und man muss, wenn man dann geht, soweit damit durch sein, damit man sich dem Neuen mit voller Kraft stellen kann.
Dabei, liebes Nachtgezwitscher, wünsche ich Dir alles Gute, und wünschte, ich könnte Dir für heute Abend ein bisschen Wärme rüberschicken.
Lieber Gruß von Mone

Nachtgezwitscher - 4. Okt, 23:49

In dem, was du schreibst, stimme ich dir zu. C'est la vie. Danke für die Gedanken, liebe Mone :-)
irie_ways - 4. Okt, 23:55

Auch von mir ein bisschen Kollektivwärme. :p

deprifrei-leben - 6. Okt, 16:23

Kollektiv klingt so nach DDR. ;-)
Sehr schöner Text, ich kann das nachvollziehen.
Es gibt so einen schönen Spruch: "Wenn sich eine Tür schliesst, dann öffnen sich die anderen Türen." Ich wünsche dir, dass du durch die richtige Tür gehst.

Nachtgezwitscher - 6. Okt, 18:22

Das war ja schon fast ein großes Blogkuscheln :-) Eure Kommentare haben mich wirklich aufgerichtet, sie tun einfach gut. Dankeschön!!
@ irie-ways: Willkommen!
@ Roman: Wieder zu Gast? Freut mich :-)

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